Wie über überfahrene Radfahrer berichtet wird

[How news report about cyclists killed by motorised traffic – summary at the end of German text]

Ein Freund machte mich auf einen Unfall aufmerksam, auch weil wir gelegentlich darüber reden, wie ich versuche meinen Arbeitsweg für mich sicherer zu machen. Also habe ich mal eine Suchmachine zu “neuhausen schellbronn unfall” befragt und da sehr unterschiedliche Ergebnisse erhalten:

Die “Badischen Neueste Nachrichten” schrieben [https://bnn.de/pforzheim/enzkreis/neuhausen/radfahrer-kommt-bei-unfall-zwischen-neuhausen-und-schellbronn-ums-leben]:

“… kollidierte der Autofahrer mit dem vorausfahrenden Mountainbikefahrer. …”

So ähnlich, mit etwas anderen Hintergrundinformationen scheibt auch PF-BITS [https://www.pf-bits.de/2024/01/toedlicher-verkehrsunfall-mit-fahrradfahrer/].

Währenddessen steht in der SZ (Süddeutsche Zeitung) einfach nur eine übernommene dpa Meldung mit [https://www.sueddeutsche.de/panorama/unfaelle-neuhausen-43-jaehriger-radfahrer-stirbt-bei-unfall-auf-l547-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240130-99-813673]:

“… Der 43-Jährige [Radfahrer] sei bei Schellbronn mit einem Auto zusammengestoßen, sagte ein Sprecher der Polizei am Dienstagabend. …”

(Alle Links können so wie sie sind in die Wayback Machine des Internet Archivs kopiert werden.)

Auch der Baden-Württembergische Landtag hat die dpa-Polizei-Meldung übernommen: https://www.landtag-bw.de/home/aktuelles/dpa-nachrichten/2024/Januar/KW5/Dienstag/470e9caa-cccf-447c-ad0b-aa7df51b.html. Ich habe dort um Stellungnahme zu dem Widerspruch gebeten.

Mich hat die Polizeiaussage getriggert, dass der Radfahrer mit dem Auto zusammengestoßen sei. Im Stadtverkehr mag das passieren, aber auf Landstraßen abseits von Kreuzungen ist das eher ungewöhnlich. Hier wird dem schwächeren Verkehrsteilnehmer und Opfer noch die Schuld am eigenen Tod gegeben.

Wenn man sich Polizeiberichte anschaut, wird man das immer wieder finden. Die Polizei sind selber Autofahrer und daher sind sie in ihrer Ausdrucksweise befangen. Dazu gibt es in unserer Gesellschaft nichts wichtigeres als ungestörten Autoverkehr, so was spiegelt sich nicht nur in Qualität und Schmalheit von Fuß- und Radwegen wieder, sondern auch im Sprachgebrauch.

Noch einen Zusatz für Verschörungstheoretiker: In der Polizeiaussage ist vom 27-jährigem Autofahrer die Rede. Das so jemand sein Auto nicht unter Kontrolle hat und einen Radfahrer übersieht, darf nicht sein, also hat man einen 77-jährigen draus gemacht?

Falls ich eine Antwort vom Landtag bekomme, werde ich hier noch ein Update hinzufügen.

Einmal in einer gefährlichen Situation sich selbst überschätzt und nicht abgebremst und mindestens ein, vermutlich aber auch das eigene und das von Angehörigen der beiden zerstört.

English: A cyclist died on the road. The news-agency stated the police with “the cyclist collided with the car”. This statement also ended up on the page of the parliament of Baden-Württemberg (one of the 16 German countries). Other news article mention that the car driver didn’t see the cyclist and crashed into him from behind. The discrepancy between who’s fault it was triggered me to write about it. My hypothesis is, that the police are drivers themselves and therefore they are biased in their language. There is nothing more important in our society than undisturbed car traffic. This is reflected not only in the quality and narrowness of footpaths and cycle paths, but also in language.

Update:

Die Landtagspressestelle hat ausführlich geantwortet. Leider wollten sie keine Updates hinzufügen. Ich zitier den Hauptgrund für die in meinen Augen problematische Formulierung aus der Email:

“Der Landtag von Baden-Württemberg ist für das inhaltliche Angebot des dpa-Nachrichtentickers nicht verantwortlich. Wir stellen den dpa-Nachrichtenticker auf unserer Homepage lediglich als Serviceangebot zur Verfügung.”

How to be a bad citizen (for Government)

########### Deutsche Version weiter unten #####

I think a government doesn’t particularly like me because of my affinity for bicycles. The starting point for my thoughts is: https://www.gov.uk/government/news/government-announces-new-long-term-plan-to-back-drivers. However, this is not limited to the UK, I think the German government (and others) are no better.

Although I have a driver’s license, I don’t own a car. In the past, when I lived in the city, this wasn’t a problem at all, but now in the countryside it’s sometimes a little more difficult, simply because the distances are a little longer, for example for the weekly shop. But I’m still fit and healthy enough that I can cycle five miles home even with 15 kg of luggage. And thanks to the development of electric bikes, I have little to worry about the future. At the same time, I still have the bus as an alternative, which runs every half hour at important times and every hour at other times to the next city. However, I’m lucky because the small villages in the area are less well connected. Sure, everything takes a little longer by bike or public transport, but I save time in the gym and, above all, money (or working hours to earn this money). And this is why governments don’t like me:

  • Spending less money reduces the gross national product. Unfortunately, this is how many people still measure their life satisfaction.
  • Having more time for positive things can lead to more criticism of the government.
  • The reduced car production requires fewer workers -> See gross national product.
  • Fewer cars means less road repairs and fewer new road construction projects -> labor force and gross national product.
  • Less sales from car manufacturers reduces their donations to parties. As a private individual, I do not have the financial means to enable the same corruption as the car manufacturers.
  • Less oil consumption reduces party donations from the oil lobby. As a member of a bicycle club, I cannot compensate for this corruption.
  • Less road construction reduces the turnover of large construction companies. This also breaks down the supportive connection between construction company bosses, politicians and bankers between them.
  • Less exhaust gases/fine dust/CO2 increases intelligence. No politician can want that. For example, “For too long politicians have focused on the short-term decisions with little regard for the long term impact on hardworking families.” should not be question critically. I’ll interpret this: We want to continue to force families to invest in at least two cars so that they have less time for their children, children that grow up in car-optimised places, are surrounded by noise and the consequences for the environment or climate, is a problem for future generations.

My thoughts included: “Yes Minister”, “Yes Prime Minister”, the almost non-existent consequences of emissions scandals, the refusal of work by German transport ministers, leaked coalition negotiations, lending to politicians, police laws of the last 5 years and much more from things that I picked up over the years.

################## Deutsch ###############

Ich glaube, aufgrund meiner Fahrradaffinität mag mich eine Regierung nicht besonders. Ausgangspunkt für meine Gedanken ist: https://www.gov.uk/government/news/government-announces-new-long-term-plan-to-back-drivers . Allerdings ist das nicht auf das Vereinigte Königreich beschränkt, ich glaube bei der deutschen Regierung oder in anderen Ländern ist das nicht besser.

Obwohl ich einen Führerschein habe, besitze ich kein Auto. Früher, als ich in der Stadt wohnte war das überhaupt kein Problem, jetzt auf dem Land ist es manchmal etwas schwieriger, einfach weil die Wege etwas länger sind, zum Beispiel für den Wocheneinkauf. Aber noch bin ich fit und gesund genug, dass ich auch mit 15 kg Gepäck acht Kilometer nach Hause radeln kann. Und dank der Elektrofahrradentwicklung, mache ich mir auch für die Zukunft wenig Sorgen. Gleichzeitig habe ich noch den Bus als Alternative, der zu den wichtigen Zeit halbstündlich und sonst zumindest stündlich in die nächste Stadt fährt. Damit habe ich jedoch Glück, die kleinen Dörfer in der Umgebung sind schlechter angeschlossen. Klar, dauert alles etwas länger mit dem Fahrrad oder Öffentlichen, dafür spar ich mir die Zeit im Fitnessstudio und vor allem aber Geld (oder Arbeitszeit um dieses Geld zu verdienen). Und das ist, warum mich Regierungen nicht mögen:

  • Weniger Geld auszugeben schmälert das Bruttosozialprodukt. Daran messen leider noch viele Menschen ihre Lebenszufriedenheit.
  • Mehr Zeit für positive Dinge zu haben, kann zu mehr Kritik an der Regierung führen.
  • Die verringerte Autoproduktion braucht weniger Arbeitskräfte -> Siehe Bruttosozialprodukt.
  • Weniger Autos bedeutet weniger Straßenreparatur und weniger Straßenneubauprojekte -> Arbeitskräfte und Bruttosozialprodukt.
  • Weniger Umsatz der Autohersteller verringert die Parteispenden von denen. Als Privatmensch habe ich nicht die finanziellen Möglichkeiten die gleiche Korruption zu ermöglichen wie die Autobauer.
  • Weniger Ölverbrauch verringter die Parteispenden durch die Öllobby. Diese Korruption kann ich als Mitglied in einem Fahrradklub nicht ausgleichen.
  • Weniger Straßenbau verringert den Umsatz der großen Baufirmen. Damit bricht auch der Filz zwischen Baufirmenchefs, Politikern, und Bankern dazwischen weg.
  • Weniger Abgase/Feinstaub/CO2 erhöht die Intelligenz. Das kann kein Politiker wollen. Zum Beispiel “For too long politicians have focused on the short-term decisions with little regard for the long term impact on hardworking families.” kritisch zu hinterfragen. Ich interpretiere mal: Wir möchten weiterhin Familien dazu zwingen in mindestens zwei Autos zu investieren, damit sie weniger Zeit für ihre Kinder haben, deren Kindern in Auto-optimierten Orten aufwachsen, von Lärm umgeben sind und die Konsequenzen auf die Umwelt oder Klima, ist ein Problem für zukünftige Generationen.

In meine Gedanken eingeflossen sind: “Yes Minister”, “Yes Primeminister”, die fast nicht vorhandenen Konsequenzen von Abgasskandalen, die Arbeitsverweigerung deutscher Verkehrsminister, geleakte Koalitionsverhandlungen, Kreditvergabe an Politiker, Polizeigesetze der letzen 5 Jahre und vieles Mehr, was man über die Jahr so aufschnappt.